Beethoven schrieb seine Neunte Symphonie, als er fast vollständig taub war. Cai Glover ist hörgeschädigt und tanzt ohne sein Hörgerät. Was verraten uns unsere Sinne - oder ihre Abwesenheit - über unsere Welt, und was noch wichtiger ist: Wie können sie uns über unsere Unterschiede hinweghelfen?
Wahrnehmen, erleben, verstehen. Hélène Blackburn und Cai Glover tauchen in dieses atemberaubende Epos ein, um die Extravaganz eines der größten Meisterwerke des klassischen Repertoires zu umarmen: Beethovens Neunte Symphonie. In dieser aktualisierten Version überwältigt die Choreographie die Sinne und lässt die reine Magie des Tanzes die Lücken füllen, die unsere kleinen und großen Grenzen zwischen uns und unserer Realität aufgerissen haben. Die Strenge und Schönheit der virtuosen Gesten, die das Markenzeichen der Kompanie sind, laden uns zu einer Erkundung der menschlichen Emotionen ein, die durch Cai Glovers Bestreben, die Poesie des Körpers zu verkörpern, noch intensiviert wird: der tanzende Geist eines hörgeschädigten Choreografen.
Blackburn übergibt das Werk auf brillante Weise an Glover, der nicht nur einer der talentiertesten Interpreten ist, sondern als künstlerischer Co-Direktor auch seine eigene Sicht der Ideen in die Choreographien einbringt. 9.2 ist eine gewagte Reise voller Emotionen, die alle Generationen anspricht, jeden Körper und jedes Individuum einbezieht und in eine Sprache verwandelt.
Foto: Bernard Brault