1929 geboren und 1994 an Krebs gestorben, galt Jackie Kennedy als Stilikone und als Gattin John F. Kennedys als Lichtgestalt eines neuen Amerikas. In ihrer Ehe mit dem Multimilliardär Aristoteles Onassis wurde sie schließlich zum Inbild von Verschwendungssucht. Jelinek widmet sich dieser Figur, die immer im Blickfeld der Öffentlichkeit stand und doch nie eine öffentliche Funktion innehatte. An der Seite ihrer prominenten Ehemänner musste sie sich gegen Konkurrentinnen wie Marylin Monroe und Maria Callas behaupten ohne selbst jemals ein Star zu sein.
Jaqueline Kennedy-Onassis steht im Mittelpunkt von Elfriede Jelineks Monolog „Jackie“, als „Der Tod und das Mädchen 4“ Teil ihres Zyklus „Prinzessinnendramen“. Elfriede Jelinek gibt Jackie ihre unverwechselbare Sprache, um über ihre Existenz als weibliche Projektionsfigur zu reflektieren. „Warum soll ich mich nicht ansehen? Die anderen tun’s doch auch alle“, legt sie ihr in den Mund und lässt sie im Chanel-Kostüm auftreten. Jelinek geht es, wenn sie Jackie als öffentliche Person zeigt, um das Aufgehen in der Pose, bis der Mensch hinter ihr verschwindet. Sie zeigt die Frau hinter den Bildern, konfrontiert mit ihren Krankheiten und den Toten ihres Lebens.
Elfriede Jelinek, 2004 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, wurde 1946 in Österreich geboren. In ihren Romanen und Theatertexten widmet sie sich immer wieder den Bedingungen weiblicher Existenz und überschreitet dabei bewusst Tabus. Ihre unverwechselbare Sprache ist geprägt von hoher Musikalität.