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Immer mehr unter Druck: „Die Kultur der Freiheit der Kultur“

Fachkonferenz im Hybridformat – Kultursekretariate analog und digital im Austausch

Kunst und Kultur geraten unter Druck, wenn illiberale Kräfte, vornehmlich von Rechtsaußen, gegen Kunstschaffende und Kultureinrichtungen vorgehen. Vor diesem Hintergrund luden das Kultursekretariat NRW Gütersloh in Kooperation mit dem NRW KULTURsekretariat (Wuppertal) am 24. und 25. September zu einem öffentlichen Gespräch und einer Fachkonferenz zum Thema „Kultur der | Freiheit | der Kultur“ ein. Dabei ging es um Fragen wie „Auf welche Weise können kommunale Veranstalter, Verwaltungen und Politik diesen Vorgängen begegnen, damit umgehen?“ und „Wie lässt sich eine liberale, demokratische Haltung klar und eindeutig vertreten?“

Partner waren die Kunsthalle Düsseldorf, das NRW-Forum Düsseldorf, Die Vielen NRW, das Düsseldorfer Schauspielhaus und der WDR 3. Mehr als 150 Akteurinnen und Akteure aus Kultur, Politik und Verwaltung aus den Mitgliedsstädten der beiden Kultursekretariate sowie auf Landesebene nahmen an der Konferenz im Hybridformat teil, zu der sich die Teilnehmenden auch per Livestream zuschalten konnten. Einige Referenten nutzten ebenfalls die Gelegenheit, ihre Vorträge online zu halten. Die Aufzeichnungen sind hier abrufbereit.
 

Rassismus in Kultur und Sport – ein Gespräch

Den Auftakt machte am 24. September Fußballidol und Influencer Hans Sarpei zusammen mit Journalistin und Autorin Nina Horaczek in der Kunsthalle Düsseldorf. Sie sprachen über Rassismus in Kultur und Sport und nahmen antidemokratische Entwicklungen ins Visier. Am 25. September ging es dann im NRW-Forum Düsseldorf einen ganzen Tag in den Gedankenaustausch mit Expertinnen und Experten ebenso wie mit Betroffenen.
 

Kulturkampf von rechts und Antisemitismus

Nach der Begrüßung durch NRW-Forumsleiter Alain Bieber und durch die Vorsitzenden der Kultursekretariate, Dr. Christiane Zangs, NRW KULTURsekretariat (Wuppertal), und Horst Müller-Baß, Kultursekretariat NRW Gütersloh, startete der erste Impulsvortrag online mit Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Berlin zum Thema „Erfahrungen und Handlungsempfehlungen im Umgang mit dem Kulturkampf von rechts“. Darauf folgte Prof. Dr. Fabian Virchow, vom Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus und Neonazismus der Hochschule Düsseldorf (FORENA). Er stellte erste Ergebnisse einer Pilotbefragung „Kultur der | Freiheit | der Kultur“ bei den Kultursekretariats-Mitgliedsstädten zu Erfahrungen mit illiberalen Übergriffen auf den Kulturbetrieb vor.

Im darauf folgenden Online-Gespräch konnten die Fachkonferenz-Besucherinnen und -Besucher Dr. Britta Schellenberg, Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilian-Universität München, und Dr. Meron Mendel von der Bildungsstätte Anne Frank, erleben. Nach einer kurzen Pause brachte Holger Bergmann, Geschäftsführer des Fonds Darstellende Künste und Vorsitzender der Bundesinitiative „Die Vielen“ das Statement „Die Parlamente den Vielen“ ein. Der Tagungsmoderator Peter Grabowski, kulturpolitischer Reporter, wusste derweil gekonnt zwischen dem analogen Konferenzformat und seinen Online-Zuhörerinnen und Zuhörern zu vermitteln.
 

Handlungskonzepte und Vernetzung

Die jeweils 45-minütigen Workshop-Themen waren so unterschiedlich wie die Referenten selbst. So stellte in der ersten Workshop-Einheit Apostolos Tsalastras, Beigeordneter für Kultur und Stadtkämmerer der Stadt Oberhausen, das dortige „Kommunale Handlungskonzept gegen Rassismus und Rechtsextremismus“ vor. Entstehung und Verankerung desselben – unter anderem in der Kulturentwicklungsplanung – erörterte er gemeinsam mit Prof. Dr. Fabian Virchow. Parallel berichtete Jonas Flick, Referent der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus NRW in Arnsberg, aus der Beratungspraxis. Er empfahl die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch mit den örtlichen zivilgesellschaftlichen Gruppen und hob abschließend hervor, dass es sich für jede kulturelle Einrichtung lohne, Zeit in die Leitbildarbeit „Diversität“ zu investieren.
 

Kunst braucht Demokratie

Es folgte ein kurzweiliger Redeimpuls von Gerhart Baum, Bundesministers a. D. und Vorstandsvorsitzender des Kulturrats NRW mit dem Titel„Die Kunst als Wesenselement einer freien Gesellschaft“. Nach der gemeinsamen Kaffeepause ging es in die zweite Workshop-Runde. Hier sprachen Dr. Norbert Reichel, Gründer des Demokratischen Salons in Bonn und Sophie Brüss von der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit und Beratung bei Rassismus und Antisemitismus in Düsseldorf über das weite Themenfeld Antisemitismus. Zeitgleich referierte Dr. Christoph Hebbecker von der Staatsanwaltschaft Köln im Gespräch mit Vera Scory-Engels vom Deutschen Bühnenverein über die Möglichkeiten und Grenzen bei der Verfolgung von Cyber-Kriminalität.

Das Programm hatte es in sich, denn die Themen Rassismus, Antisemitismus und Cancel Culture fanden im Anschluss ihre Fortführung auf dem Podium, ebenfalls moderiert von Peter Grabowski und aufgezeichnet für das WDR3-Forum. Der Gesprächsrunde gehörten die freischaffende Regisseurin Emel Aydoğdu, Gehart Baum, Dr. Hildegard Kaluza, Abteilungsleiterin für Kultur im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, und Oliver Keymis, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien im Landtag NRW, an. Im Mittschnitt zu hören am 25. Oktober ab 18.04 Uhr auf WDR 3.
 

Stärker in die Begegnung gehen

Eine Konferenzbesucherin aus dem Theaterbereich fasste für sich nach der Podiumsdiskussion zusammen: „Ich nehme mit, dass wir, vor allem mit den Jugendlichen, viel stärker in die Begegnung gehen sollten.“ Für einen anderen Besucher sei es vor allem besonders spannend mitzuerleben, wie dieses analog-digitale Veranstaltungsformat überhaupt funktioniert. Abschließend ergriffen die beiden Kultursekretariats-Leitungen, Dr. Christian Esch für Wuppertal und Antje Nöhren für Gütersloh, das Wort. Sie bekräftigten die Bereitschaft, die an diesen beiden Tagen vertieften Themen weiter zu verfolgen und dafür zu sorgen, dass sie vor Ort in den Mitgliedsstädten Anlass bezogen vertieft werden können.

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