Kultursekretariat NRW Gütersloh

(D)ein Ding: MalAktion – Kunst am Gartenzaun

Kamp-Lintfort

Von Nia Cherkassov

 

Gemeinschaftliche Graffitikunst unter freiem Himmel: Während der Kulturveranstaltung „KUNST am GARTENZAUN“ probierten sich Jugendliche unter der Anleitung von den Künstlerinnen Kirsten Sellke und Bettina Konert in der bunten Kunst des Graffiti-Sprayens aus. Ein aufgespanntes Leintuch am Außenzaun des Tierparks Kalisto stand ihnen an zwei Tagen zum experimentellen und vielschichtigen Ausgestalten zur Verfügung. Ausgehend von einem ursprünglichen Motiv lernten die jungen StreetArtists, künstlerisch auf die Veränderungen des Motivs zu reagieren. Die Aktion wurde vom KulturCamp e.V. organisiert.

  • Kunstsparte: Bildende Kunst
  • Alter der Teilnehmenden: bis 17 Jahre
  • Zeitlicher Umfang: 25. und 26. Juni 2022
  • Initiiert von: Kulturcamp e.V.
  • Kooperationspartner*innen: Kirsten Sellke (Atelier ColHours) und Bettina Konert

 

Generationsübergreifende Kulturförderung

Das (D)ein Ding Projekt „MalAktion“ fand im Rahmen der jährlichen Kulturveranstaltung „KUNST am GARTENZAUN“  im Kamp-Lintfort statt, bei der über 100 Künstler*innen an verschiedenen Standorten ausstellen. KulturCamp e.V. war vom 25. bis zum 26. Juni 2022 einer der Gastgeber*innen. Der Verein KulturCamp e.V. fördert Kultur mit einem Fokus auf regionale und interdisziplinäre Kulturveranstaltungen und stärkt insbesondere generationsübergreifende Projekte. Seine Mitglieder sind in verschiedenen kulturellen Einrichtungen oder als selbstständige Kulturschaffende tätig, so auch die Bildenden Künstler*innen Bettina Konert und Kirsten Sellke, Leiterin des Atelier ColHours. Um bei der zweitägigen Aktion die Kunststile von Graffiti und Streetart sowie die malerischen Acryl- und Wischtechniken zu vermitteln, übernahmen sie die künstlerische Leitung.

Auf einer 2 x 6 Meter großen Textilleinwand stellte die Projektleitung eine Motivskizze zur Verfügung, die den Jugendlichen als kreativer Anstoß dienen sollte. Ziel war es, durch abwechselndes Arbeiten einen kreativen Prozess anzuregen: Wie kann man auf die Arbeit vorheriger Jugendlicher aufbauen? Wie lässt sich das Motiv ergänzen oder mit neuen Farbzügen sogar gänzlich verändern? Für die künstlerische Arbeit nutzen die Teilnehmenden sowohl bereitgestellte Spraydosen, Malutensilien, Straßenmalkreide, als auch Pinsel und Schwämme zur experimentellen Farbauftragung und Weiterverarbeitung. Nach Abschluss des Festes war das kollektiv gestaltete Banner einige Zeit in der Sporthalle in der Eyller Straße ausgestellt.

 

Graffiti und Streetart

Für die Veranstaltung gewann das KulturCamp e.V. Jugendliche durch Veranstaltungsflyer und Werbung in den sozialen Netzwerken. Neben den zehn vorangemeldeten Teilnehmer*innen stießen im Verlauf der beiden Aktionstage weitere junge Menschen begeistert dazu. Die Kopplung des Projekts an ein Familienfest und die Kunstausstellung begünstigte eine rege Teilnahme und lud zum offenen Mitmachen ein.

Zu Beginn der MalAktion bot die Leitung eine Einführung in die Stile von Graffiti und Street Art, die die Jugendlichen direkt selbst ausprobiert haben. Das technische Arbeiten glitt über in ein emotionales und assoziatives Abtauchen in die Leinwand, bei der Bilder, Symbole und Text eingearbeitet wurden, die im Alltag der Jugendlichen relevant sind. Das ursprüngliche Motiv auf der Leinwand spielte schnell keine Rolle mehr. Die Teilnehmenden nutzten den Vorteil des Graffitis, Motive immer wieder übermalen zu können, intensiv aus. Neben persönlich bedeutsamen Themen ließen sie sich von der Naturumgebung inspirieren, was sich in den auf der Leinwand entstehenden Blumen, Tieren, Insekten und Wolkengebilden widerspiegelte. Die anleitenden Künstlerinnen standen den Jugendlichen zur Seite, um Gestaltungswünsche zu formulieren und umzusetzen. Weiterhin waren die ausgestalteten Banner anderer Künstler*innen am Gartenzaun eine Inspirationsquelle.

 

Auf den Prozess einlassen

Während des Projekts lernten die Jugendlichen, dass künstlerische Prozesse fluide sind und genauso wichtig wie das Endergebnis, wenn nicht sogar bedeutsamer. Sie beschäftigte besonders die Frage, wann ein Werk wirklich als vollendet betrachtet wird. Die pädagogische Leitung ermutigte sie, sich auf den Prozess einzulassen und sich mit Verschönerung und Zerstörung, Widersprüchen und Neuschöpfung auseinanderzusetzen. Die anfängliche Scheu, die Arbeit vorheriger Mitwirkender zu beeinflussen, mussten sie überwinden, spätestens als die weiße, unberührte Fläche der Leinwand zunehmend kleiner wurde.

Der Banner wird in der Region fortleben, zum Beispiel ausgestellt in der Eyller Sporthalle.

 

Fazit

Die MalAktion bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, die Welt und die Werte der Graffitikunst für sich zu erforschen. In der Praxis lernten sie die Bedeutung von gemeinschaftlichen Schaffensprozessen kennen, an denen sie sich allein oder in Absprache mit anderen beteiligten. Sie verfolgten gespannt den Wandel der Leinwand und widmeten sich mit der Zeit immer selbstsicherer dem neuen Stand des Kunstwerks. Durch das autonome Eingreifen in den Prozess gewannen die Jugendlichen an Selbstbewusstsein und ermutigten sich dazu, unkonventionelle Wege einzuschlagen.

 

Kontaktdaten

E-Mail: mail[at]kultur-camp.club
Telefon: +49 2842 33 99 293

Fotos von: Frank Reinert

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